His-Dur
Vorzeichen
Paralleltonart
fisis, cisis, gisis, disis, aisis, eis, his
gisis-moll
Notation    

Fundstellen

Die Tonart His-Dur mag dem einen oder anderen unnötig kompliziert erscheinen. Vielleicht sogar überflüssig. Schließlich erklingt beim Spielen nichts anderes als C-Dur. Und das unter Verwendung von zwei Kreuzen und fünf Doppelkreuzen. Dennoch läßt sich diese Tonart in der Literatur nachweisen: auf dem Gebiet der Philosophie. Das folgende Zitat aus dem Buch »Ketzereien« von Günther Anders, auf das mich wie immer gediegen von seinem Kleiderschrank herab raunend Franz-Josef Knelangen hinwies, ist ein schönes Beispiel für die Verwendung musikalischer Begriffe in der Kommunikation. Überhaupt finden sich in den Schriften Anders, obgleich sie wesentlich philosophischer Natur sind, immer wieder musikalische Anklänge. So ist hier die Umschreibung eines unnötig komplizierten Sachverhaltes mit der Tonart His-Dur genauso treffend dargeboten wie der folgende Dank über die diskrete Ausdrucksweise in his-Moll. Nun denn, so werde zitiert:


 

Abendgesellschaft nach Adorno-Vortrag

Als ich ihm sagte, viele seiner Seiten habe er in His-Dur geschrieben, war er - was ich erhofft hatte - der einzige, der das verstand. Und er dankte mir dafür, daß ich so diskret sei, meine Bemerkung in his-Moll zu machen. Die Umsitzenden blickten uns zwei, die wir nichts weniger als Spießgenossen sind, so an, als sprächen wir ein nur uns bekanntes Geheimidiom. Und wirklich brachte die Dummheit der anderen es mit sich, daß wir einen Moment lang Augurenblicke wechselten.


Zitiert nach:
Anders, Günther
Ketzereien / Günther Anders. - München : Beck, 1982.

 

  ISBN 3 406 08570 9


Ein zweites Vorkommen findet sich in den Memoiren von Miklos Rozsa. His-Dur wird hier dazu benutzt, einen Prüfling in Verlegenheit zu bringen und seine Fähigkeiten zu testen:


 

Schlussexamen in Leipzig

In der mündlichen Prüfung bestand eine Aufgabe darin, in nur 8 Takten von einer vorgegebenen Tonart in eine andere zu modulieren und das im Beisein sämtlicher Professoren einschließlich des Leiters des Konservatoriums, Sigfrid Karg-Elert. Dieser stellte mir die fast unlösbare Aufgabe der Modulation von C-Dur nach His-Dur. Glücklicherweise war ich gut vorbereitet und löste das Problem zur allgemeinen Zufriedenheit.


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